#ikpk15: Katzen versus seriöse Politik
(von Kai-Uwe Hülss, Mitglied) – Im Kampf um Wählerstimmen gilt es, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Bei US-Präsidentschaftswahlen verdeutlicht sich dies umso mehr. Zweifelsohne war es für Barack Obama bei seinen beiden Wahlsiegen hilfreich, dass er es besser als jeder Mitbewerber verstanden hatte neue Kommunikationsmittel für sich gewinnbringend einzusetzen. Facebook, Twitter & Co. sind im US-Wahlkampf schon lange kein Neuland mehr.
Folglich ist es wenig verwunderlich, dass die verschiedenen Wahlkampfteams in einen Wettstreit um die innovativsten Ideen im Einsatz von sozialen Medien eingetreten sind. Bei der Internationalen Konferenz für politische Kommunikation (#ikpk15) stellten im Oktober hochrangige US-Wahlkampfmanager in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung ihre neuesten Strategien und Ideen zur Diskussion.
Vincent Harris zum Beispiel. Der Online-Wahlkampfmanager von Rand Paul brachte die Herausforderungen der politischen Kommunikation im 21. Jahrhundert auf den Punkt: Politik muss Spaß machen, soll sich am Erfolg von Katzenvideos ein Beispiel nehmen!
Die von Harris gesteuerte Kampagne versucht dies umzusetzen. Ein Selfie mit Rand Paul? Kann unkompliziert mit der Paul-App geschossen werden. Kandidaten-Seiten sind langweilig? Mit Spielen wie dem „Obama-Game“ auf Facebook nicht mehr.
Dem Einfallsreichtum sind keine Grenzen gesetzt. Dies ist auch notwendig, können zwar durch soziale Medien neue Zielgruppen erschlossen werden. Das Internet, nicht zuletzt durch Netflix, facebook & Co., ist in der Bevölkerungsgruppe unter 30 Jahren beliebter als das klassische Fernsehen. Doch die Aufmerksamkeitsspanne ist, insbesondere bei mobilen Anwendungen, gering. Die optimale Videolänge auf Facebook sind 21 Sekunden. Nicht viel, um Inhalte zu vermitteln.
Klassische Werbespots müssen da schon außergewöhnlich sein, um viral zu werden. Der Film „Bibi-Sitter“ im israelischen Wahlkampf von Benjamin Netanjahu ist solch ein Musterbeispiel. Der US-Wahlkampf nimmt sich ein Beispiel daran – so werden bekannte TV-Shows in Werbespots umgeschrieben, wie mit der „Bachelorette“ oder „catfish“.
Ebenso stehen die Kandidaten selbst in Verantwortung. Marco Rubio beantwortet auf YouTube Fragen, die bei Google über seine Person am häufigsten gesucht werden. Rand Paul vernichtet die Steuerverordnung per Kettensäge oder lässt sich 24 Stunden live filmen.
Wie sollte es anders sein, ging die #ikpk15 ging auch an Donald Trump nicht unbemerkt vorüber. Auf Twitter kritisierte er die Berlin-Reise des Kampagnenmanagers von Jeb Bush, Danny Diaz. Einmal mehr katapultierte sich Trump in den Mittelpunkt des Geschehens – gleichwohl nicht einmal anwesend. Der einstige Reality-TV-Star weiß sich zu inszenieren, macht aus dem Vorwahlkampf seine eigene Show.
In dieser frühen Wahlkampfphase geht es letztendlich primär um Aufmerksamkeit. Der Netz-Wahlkampf ist erfolgreich, wenn Nachrichten viral werden. Darin ist Trump bislang der Meister seines Fachs. Zudem musste er im Vergleich zu anderen Kandidaten bislang nur für seine „Make America Great Again“-Mützen monetär tätig werden, wie es Obamas ehemaliger Sprecher Tommy Vietor formulierte. Trump scheint die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. Ob die Amerikaner den Immobilien-Mogul auch „vier Jahre in ihrer Küche haben wollen“ ist jedoch eine andere Frage. Tommy Vietor zumindest nicht.
Links (sollten diese im Text nicht funktionieren):
- Bibi-Sitter: https://www.youtube.com/watch?v=MHmYj5jJ3rw