Populismus und der islamische Staat – der gemeinsame Sturm auf die Freiheit

Autor: Jan-Ulrik Heydorn


Was haben Donald Trump, Marie LePen, Frauke Petry und Abu Bakr al-Baghdadi gemeinsam? Nicht viel mag man meinen. Außer offen zur schau gestellte (aber wohl nur zu Werbezwecken gelebte) Religiosität mag da nicht viel sein. Doch die politischen Populisten und islamistischen Fanatiker sind in eine Abhängigkeit geraten, die nur zu immer extremerer Eskalation führen kann.
Um zu verstehen wieso sich Populisten und Fanatiker so brauchen muss man zum Anfang der Fanatiker gehen, zu Osama bin-Laden und den durch die USA unterstützten Mudschahedin. Die Sowjetunion griff auf Grund der politischen Umbrüche in Afghanistan ein und entfachte als Folge einen schrecklichen Bürgerkrieg, der mit dem Sieg der religiösen Fanatiker um Osama bin-Laden endete. Osama bin-Laden ist im Zuge dieses Krieges von dem verwöhnten Sohn eines Immobilienmoguls zum geistigen und teilweise politischen Anführer eines islamischen Gottesstaates geworden. Ein Weg zur Macht der in den folgenden Jahren in der Region Schule macht.
Mit einem öffentlich zur schau gestellten Feindbild gelang es ihm, sich eine Gefolgschaft aufzubauen, die groß genug war, um eine zum Machterhalt kritische Masse darzustellen.
Das Prinzip des Feindbildes ist in diesem Zusammenhang besonders wichtig, da sich die Rhetorik der Populisten und Fanatiker in diesem Zusammenhang nur um Nuancen unterscheidet. Zum Erlangen politischer Macht und zur Schaffung eines Gefühls in der Bevölkerung, das wir in Deutschland mit dem treffenden Wort „Volksgemeinschaft“ umschreiben können, ist nichts so effektiv wie ein gepflegtes Feindbild. Eines, das von Morgens bis Abends bei FOX-News und in den Predigten des Freitagsgebetes mancher Moscheen im Nahen Osten immer wieder propagiert wird.
Ganz unabstakt bedeutet das, dass es für die Mobilisierung der Anhängerschaft Donald Trumps kaum etwas besseres gibt als einen Terroranschlag im Herzen Berlins – schließlich wollen „die Muslime“ unsere westliche Welt vernichten. Als dann am letzten Montag ein kanadischer Nazi in einer Moschee in Quebec sechs Menschen erschoss und kurz davor Donald Trump per Dekret Menschen aus mehrheitlich muslimischen Ländern an der Einreise in die USA hinderte, knallten in Raqqa gewiss die Rosenwasserkorken – der herbeigeredete Krieg, den „der Westen“ gegen „die Muslime“ führt, bekam neues Propagandafutter und ganz unverhohlen freute sich der IS über den „gesegneten Bann“.
Die Feindbilder können gepflegt werden und alle Hetzer der Welt leben weiter vom Hass. Der IS vereinigt Teile der Muslime gegen einen vermeintlich feindseligen Westen – und im Westen werden diese Anwürfe zu einer selbst-erfüllenden Prophezeiung, indem genau dieser Westen mit den aufsteigenden Populisten immer mehr dem Zerrbild entspricht, das der IS von ihm zeichnet. Jeder Terroranschlag ist ab diesem Moment in der Propaganda der Fanatiker nur noch ein Akt der Selbstverteidigung – und führt durch die politischen Wechselwirkungen in unseren Demokratien immer weiter zur politischen Radikalisierung, die wieder mehr Anschläge – von beiden Seiten – zur Folge hat.
Es kommt nicht von ungefähr, dass die Flüchtlingspolitik der deutschen Kanzlerin (bei aller berechtigter Kritik an der Umsetzung im Detail) massiv von allen Populisten weltweit im allgemeinen und Donald Trump im besonderen angegriffen wurde. Der Erfolg einer Politik der offenen Arme, des Verständnisses und der Öffnung für die durch den IS verfolgten darf aus Sicht der Fanatiker und Populisten nicht funktionieren. Denn sollte sie funktionieren, untergräbt sie die dein eigenen Populismus genau so wie die Propaganda des IS und nimmt dem Populisten das dringend benötigte Feindbild. 
Donald Trump redet häufig von einem Krieg des Islams gegen den freien Westen. Wir sind tatsächlich in einem Krieg, aber der Krieg ist nicht ein Krieg zwischen dem Westen und dem Islam, es ist ein Krieg der Fanatiker und der Populisten gegen die Freiheit, die Rechtsstaatlichkeit, die Demokratie und die Aufklärung.
Dieser Krieg ist nur zu gewinnen, wenn wir unsere Demokratien wehrhaft machen – nach innen wie nach außen – und gleichzeitig die Hand zu den unterdrückten und verfolgten Muslimen dieser Welt ausstrecken.
Was wir brauchen ist ein aufrechter Patriotismus, der auf der Freiheit und der Weltoffenheit unserer Gesellschaft fußt und mitreißender ist als aller Hass und alle Feindbilder.
Wir brauchen Debatten, in denen differenziert wird zwischen den integrierten und freiheitsliebenden muslimischen Nachbarn und den Fanatikern – zwischen denen die unsere Freiheit verteidigen wollen und denen, die Ihre Freiheit über die Unfreiheit der anderen definieren.
Weltoffene, aber dennoch wehrhafte und selbstbewusste Demokratien – auf beiden Seiten des Atlantiks – können die einzige Waffe sein, mit der dieser Krieg zu gewinnen ist.
Es ist jedoch leider zu vermuten, dass der 45. Präsident sich dieser Wahrheit verschließen wird.


In unserem neuen Blog The #45 Blog  diskutieren Mitglieder die Auswirkungen der Präsidentschaft auf die transatlantischen Beziehungen. Die Initiative junger Transatlantiker versteht sich dabei als Forum, um verschiedene Meinungen unserer Mitglieder darzustellen.

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