Anfang des Jahres habe ich eine Entdeckung gemacht. Ich besuchte eine Diskussionsveranstaltung der Art, von der es in Berlin unzählige gibt. Zwei Speaker waren eingeladen, um ihre Expertise zu einem bestimmten Thema zum Besten zu geben – was sie mit großer Hingabe auch taten. Der Input war anregend; ich habe an diesem Abend neue Sichtweisen auf bekannte Themen kennengelernt. Letztenendes blieb es aber beim Input. Der in der Einladung angekündigte „Austausch“ beschränkte sich auf ein paar Fragen aus dem Publikum, größtenteils gestellt von anderen Experten, auf die am nächsten Abend mitunter die eigene Panelteilnahme auf einer anderen Veranstaltung wartete.
Zu oft wird unsere Generation auf solchen Veranstaltungen einzig als Masse von Rezipienten statt als Akteure mit eigenem, wertvollen Beitrag wahrgenommen. Wir müssen uns die Möglichkeit zu eigenen Beiträgen erstreiten – und dazu brauchen wir dringend Sichtbarkeit und Erfahrung.
Die Initiative junger Transatlantiker ist ein Netzwerk junger Menschen, die sich leidenschaftlich für die Kooperation zwischen Deutschland, Europa und Nordamerika einsetzen, den Dialog fördern und den kulturellen Austausch zelebrieren. Was uns von anderen Organisationen auf diesem Gebiet unterscheidet, ist unser Alter, unsere Lebens- und unsere Berufserfahrung. Bei uns trefferen sich nicht Geschäftsführer mit Professorinnen, sondern Young Professionals mit Schülerinnen, Auszubildende mit Studenten. Uns liegt der Austausch genauso am Herzen wie den Generationen über uns, aber unsere Eigenschaften und Bedürfnisse sind andere.
Mit unser Veranstaltungsreihe #YoungTransatlanticMinds schließen wir diese Lücke. Einmal im Monat lädt eines unserer Mitglieder zu einem Abend ein und stellt seine Arbeit, seine Forschung oder den Fokus dessen vor, womit es sich tagtäglich beschäftigt. So diskutieren wir auf Augenhöhe, lernen wir uns gegenseitig besser kennen und wachsen als Community zusammen. Obwohl uns die Leidenschaft zu den transatlantischen Beziehungen eint, kommen wir schließlich aus ganz unterschiedlichen Bereichen – es gibt viel voneinander zu lernen. Wir erhalten Einblicke in den Arbeitsalltag anderer und lernen neue Organisationen kennen. Als Host sammeln wir Erfahrungen in der Veranstaltungsorganisation und im Projektmanagement. Wir bieten Einblicke in die Themen, die uns beschäftigen. Letztendlich lernen wir, uns selbst zu präsentieren – eine Fähigkeit, die uns insbesondere im digitalen Zeitalter in unterschiedlichsten Tätigkeitsbereichen von Nutzen ist.
Los ging’s im vergangenen April, als ich selbst die #YoungTransatlanticMinds bei meinem Arbeitgeber, der American Chamber of Commerce in Germany, gehostet habe. Seitdem haben wir außerdem Wolfgang Gründinger beim Bundesverband Digitale Wirtschaft und Christoph Erber bei der Stiftung Münchner Sicherheitskonferenz besucht.
Mit dem BVDW haben wir viel über einen Verband gelernt, der uns größtenteils neu war. Wir haben besprochen, wie ein Verband allgemein aufgebaut ist und was den BVDW im Besonderen auszeichnet. Zudem konnten wir den Abend für tagesaktuelle, digitalpolitische Diskussionen nutzen. Wolfgang hat uns Einblicke in seinen Werdegang gegeben und Tipps zum Netzwerken und Bücherschreiben mit uns geteilt.
Im Gegensatz dazu war die Münchner Sicherheitskonferenz den meisten von uns bekannt, hauptsächlich durch die gleichnamige Hauptkonferenz, die einmal im Jahr in München stattfindet. Von Christoph haben wir zusätzlich Einblicke in die Arbeit des Berliner Büros der MSC bekommen sowie in die kleineren Projekte, die die MSC das ganze Jahr über veranstaltet. Der Fokus lag dabei ebenfalls auf Christophs Werdegang, auf seinen persönlichen Erfahrungen als Alumnus der John Hopkins University und auf seinem Arbeitsalltag als Junior Project Manager bei der MSC.
Unsere Perspektive bzw. das mitgebrachte Vorwissen hat sich beim BVDW und bei der MSC stark voneinander unterschieden. Von beiden Gastgebern haben wir aber spannende Einblicke erhalten, beide Themenfelder haben angeregte Diskussionen hervorgerufen. Beide Abende waren eine wunderbare Möglichkeit, das eigene Netzwerk zu erweitern. Wir bedanken uns herzlich bei den bisherigen Gastgebern und freuen uns auf viele weitere Möglichkeiten, von euch zu lernen und mit euch zu netzwerken.
Die nächsten Termine
26.07. Inger-Luise Heilmann, Deutscher Bundestag
28.08. Mirko Vossen, die medienanstalten
Sept. Marc Elxnat, Deutscher Städte- und Gemeindebund (Datum tbd)
24.10. Katharina-Luise Kittler, Mittelstandsvereinigung der CDU/CSU
22.11. Robin Arens, Bernstein Group
Wenn der Ausblick so schön ist wie bei der MSC, nehmen wir uns natürlich auch reichlich Zeit für Fotos.
Annabelle Weißer ist Leiterin der Regionalgruppe Berlin/Brandenburg und beschäftigt sich in Beruf und Studium mit der transatlantischen Partnerschaft.