Von Benjamin Welling
Der Super Bowl – DAS sportliche Ereignis des Jahres in den USA. Weltweit haben in diesem Jahr 800 Mio. Menschen zugesehen. Auch wenn das diesjährige Finale im American Football nicht das spannendste in der Geschichte war, so hat es doch einmal mehr gezeigt welchen Stellenwert die traditionellen Sportereignisse in der amerikanischen Kultur einnehmen. Es sind Familienfeste, fast gleichzusetzen mit Weihnachten und dem Independence Day. Die Familie kommt zusammen, Freunde werden eingeladen und der Grill angeschmissen. Neben „Ribs“ und Bier dürfen natürlich auch die obligatorischen Chicken Wings nicht fehlen. Den ganzen Tag über dominiert ein sehr ansteckendes Gefühl: „Welch ein Glück dass wir in diesem großartigen Land leben! USA! USA! USA!“
Mein erster Super Bowl war 2003. Zu der Zeit lebte ich mit meiner Familie in New Mexico und amerikanische Freunde luden uns zu sich ein, damit wir deutschen Gäste auch einmal „the real american Super Bowl experience“ mitnehmen konnten. Es war der Super Bowl XXXVII, die Oakland Raiders gegen die Tampa Bay Buccaneers. Ich weiß noch wie irritiert ich war, ob der Begeisterung meiner Gastgeber, da nach eigener Aussage niemand im Haus sich besonders den Raiders oder den Buccaneers verbunden fühlte. Man stelle sich mal vor, ein Haushalt aus Borussia Dortmund Fans würde ein Fest geben, für ein Finale in dem der HSV gegen den VfB Stuttgart spielt. Schwer vorstellbar. Warum also diese Begeisterung für ein Spiel fremder Mannschaften? „Because it’s the Super Bowl!“, war die selbstverständliche Antwort, gepaart mit einem mitleidigem Blick, dass diesem 12-jährigen deutschen Knaben anscheinend keine Kultur vermittelt worden war.
Heute verstehe ich das ganze Konzept durch und durch. Es ist egal wer spielt. Schon allein die Tatsache dass ein jeder dieses Spiel gucken will reicht aus. Es gehört dazu, zum „American Way of Life“. Auch in schlechten Zeiten ist die Nation an diesem Tag eine Einheit. Für jeden Amerikaner ist heute deutlich zu spüren dass er Teil von etwas größerem ist, dass es Milliarden von Menschen gibt für die seine Nation ein Vorbild ist. Die „City upon a Hill“, das Zentrum der freien Welt. Und gemeinsam guckt man heute das Finale im American Football.
Wer nun glaubt, hier feiern sich die Amerikaner selber und distanzieren sich vom Rest der Welt, der täuscht sich. Beim Super Bowl zeigt sich die berühmte amerikanische Gastfreundschaft von ihrer besten Seite. Die ganze Welt wird eingeladen bei diesem Fest mitzumachen. Egal ob man in Europa oder Asien vor dem Fernseher sitzt oder aber in New Mexico bei amerikanischen Freunden zu Gast ist, die einem Jungen aus Deutschland zeigen wie das aussieht, „the real american Super Bowl experience“.