Der Premierminister stellt in Kanada die stärkste politische Person dar. Er ist neben seiner Funktion als Regierungschef, auch Parlamentsmitglied und Vorsitzender der Partei, für welche er antritt. Kurz vor der Wahl gibt es nur noch wenige Kandidaten, die sich ernsthaft Hoffnungen auf das Amt machen dürfen. Neben dem amtierenden Premierminister, Stephen Harper, welcher für die Conservative Party antritt, hat nur noch Justin Trudeau von der Liberal Party ernsthafte Chancen. Dem Vorsitzenden der New Democratic Party, Thomas Mulcair, werden nach den letzten Umfragen maximal noch Außenseiterchancen zugerechnet.
Stephen Harper Haper ist der derzeitige Premierminister und hat aktuell eine eigene Mehrheit im Parlament. Seit 2004 ist er Vorsitzender der Conservative Party und gewann in der Parlamentswahl 2006 die meisten Sitze. Von 2006 an regierte er mit einer Minderheitsregierung, die in vorgezogenen Neuwahlen 2008 bestätigt wurde. Auch seine zweite Amtszeit endete mit vorgezogenen Neuwahlen in 2011. Seither hält seine Partei mit 159 der 308 Sitze die absolute Mehrheit. Politisch schaffte er in 2008 einen historischen Moment, in dem er sich bei den First Nations, den kanadischen Ureinwohnern für die seit 1870 betriebene Zwangsassimilierung offiziell entschuldigte. Außenpolitisch näherte er die kanadische Politik wieder stärker an die USA an.
Justin Trudeau Trudeau ist derzeit der größte Herausforderer von Harper. Seit Monaten liefern sich die beiden ein Kopf an Kopf Rennen, in welchem Trudeau so kurz vor der Wahl einen kleinen Vorsprung hat. Die letzten Umfrage sehen ihn und seine Liberal Party allerdings mit ca. 124 der 308 Sitze (Conservative Party 113 Sitze)vorne. Justin Trudeau ist der älteste Sohn von Pierre Elliott Trudeau, welcher von 1968 bis 1984 Premierminister des flächenmäßig zweitgrößten Land der Erde war. Vor dem Beginn seiner politischen Karriere in 2000 arbeitete er als Lehrer in Vancouver. Seit 2013 ist er Vorsitzender der Liberal Party. Politisch ist er besonders in den Bereichen, Jugend, Bildung, Sport und Multikulturalismus engagiert. Obwohl er der wohl beliebteste der Kandidaten ist, musste er in den letzten Monaten einiges an Kritik vertragen. Mehrfach war zu hören, er hätte keine klare politische Position oder er könnte seine Position nicht verteidigen.
Thomas Mulcair Mulcair konnte lange mit Harper und Trudeau mithalten, lag zwischen Juni und September sogar immer wieder leicht vor seinen beiden Konkurrenten, musste aber in den letzten 4 Wochen herbe Verluste hinnehmen. Seine New Democratic Party liegt inzwischen mit nur 82 Sitzen sogar deutlich hinter den anderen beiden Parteien. Dabei schien mit Mulcair zu Beginn der ideale Kandidat gefunden. Er rückte die Partei, nachdem er 2012 ihr Vorsitzender wurde, etwas weiter ins Zentrum. Er selbst gilt als Experte für Québec und ihm wurde durchaus zugetraut der separatistischen Partei Bloc Québécois, welche nur in Québec antritt und ebenfalls um die sozialdemokratischen Wähler buhlt, Konkurrenz zu machen. Allerdings konnten diese in den letzten Wochen einen stetigen Zuwachs verbuchen und stehen in aktuellen Prognosen bei ca. 18 Sitzen.