Nachruf auf John McCain

Am 25. August 2018 erlag US-Senator John McCain einem kurzen, schweren Leiden. Mit seinem Tod verlieren die Vereinigten Staaten und die transatlantische Gemeinschaft einen profilierten Außenpolitiker, dessen Einsatz für die Sicherheit der Vereinigten Staaten sich einem roten Faden gleich durch sein Leben zog.

McCain, ein ehemaliger Marineflieger, durchlitt fünf Jahre der Gefangenschaft in Vietnam. Seine Überzeugungen verkörperten das unumstößliche Gebot der Vereinigten Staaten, Menschen vom Joch sozialistischer Unterdrückung zu befreien. Über drei Jahrzehnte vertrat John McCain Arizona im Senat der Vereinigten Staaten. Dabei war er als langjähriges Mitglied des außenpolitischen Ausschusses und zuletzt Vorsitzender des Streitkräfteausschusses nicht frei von selbstbezeichneten Irrtümern, wie seiner Positionierung zum Eingreifen der Vereinigten Staaten im Irak.

Seine außenpolitische Linie war stets geprägt von Realismus und einem Bekenntnis zur engen Zusammenarbeit zwischen Europa und den Vereinigten Staaten. Als Präsidentschaftskandidat der Republikaner 2008 stand er für eine aktive Außenpolitik, geprägt von langfristigen US-amerikanischen Engagements etwa in Afghanistan und im Irak.

Die wohl bekannteste Rolle in jüngerer Vergangenheit kam Senator McCain als Kritiker einzelner politischer Absichten von Präsident Trump zu. Tatsächlich war das Abstimmungsverhalten des bekannten Senators geprägt von der Beibehaltung einer eigenen Linie – besondere Bedeutung kam dabei seinem Votum gegen das republikanische Credo von “Repeal and Replace” zu, nach welchem der Affordable Care Act grundlegend reformiert werden sollte.

Es war McCain, der immer wieder Belange des transatlantischen Verteidigungsbündnisses in die US-amerikanische und Weltöffentlichkeit brachte und damit dazu beitrug, die gegenseitige Solidarität hochzuhalten. Im Februar 2018 war es ihm, einem langjährigen Gast der Münchner Sicherheitskonferenz, leider nicht mehr möglich, an der Konferenz teilzunehmen. Es war seine Frau, die in seinem Namen den Ewald-von-Kleist-Preis entgegennahm. Wir trauern um einen bekennenden Transatlantiker.

Wir kommen nach München, weil wir in einer Welt leben möchten, in welcher Wahrheit über Unwahrheit, Souveränität über Unterwerfung, Recht über Unterdrückung und Freiheit über Tyrannei siegt, eine Welt, in welcher Macht in Legitimität verwandelt wird und in welcher das Schicksal von Völkern und Nationen von Rechtsstaatlichkeit anstatt von Launen von Herrschern entschieden wird.

Wir kommen nach München, weil wir wissen – und weil wir es uns nie erlauben dürfen, zu vergessen –, dass die Alternative zu einer von diesen Werten geprägten Welt ein dunkler und grausamer Ort ist, an dem Recht, Gesetz und Grundrechte nichts zählen und an dem rohe Kraft über alles triumphiert.– John McCain, im Februar 2018