Die USA, Kanada und die nordatlantischen Beziehungen

Am Dienstag, 22.11.2016, hat unser Kanada-Department in Kooperation mit dem Kanada-Institut der Universität Augsburg und der kanadischen Botschaft eine Panel-Diskussion zu den Auswirkungen der US-Präsidenschaftswahl auf die Beziehungen zwischen Kanada und den USA veranstaltet in der Universität Augsburg organisiert. Der Einladung folgten über 80 interessierte Universitätsangehörige und Bürger.

kanada1Auf dem Panel saßen mit Stefan Rizor (Vorsitzender der Deutsch-kanadischen Gesellschaft), Prof. Ursula Lehmkuhl (Professorin für Internationale Geschichte an der Universität Trier), Sebastian Geßler (Politikwissenschaftler an der Universität Augsburg) und Felix Drossard (Regionalgruppenleiter der IjT in Bayern) hochrangige Experten verschiedener Bereiche.

Nach einer kurzen Begrüßung durch den Moderator Prof. Kraus von der Universität Augsburg, hielt Lia Hiltz, Leiterin der Bereiche Bildung und Jugend in der Botschaft von Kanada, ein kurzes Grußwort.

Im Anschluss an die Begrüßung hatte jeder der Panelisten fünf Minuten Zeit ein kurzes Statement zur Thematik abzugeben.
Stefan Rizor hob heraus, dass viele Veränderungen in den amerikanisch-kanadischen Beziehungen zu erwarten sind. Als Beispiele führte er unter anderem an, dass die Regierungschefs, Obama und Trudeau, in ihrer gemeinsamen Amstzeit sehr gut und harmonisch zusammengearbeitet haben. Als Politikfelder, die sich einem fundamentalen Wechsel unterziehen werden, verwies er vor allem auf die Handels-, Energie- und Klimaschutzpolitik, in der die Administrationen von Trump und Trudeau vermutlich verschiedene Schwerpunkte legen werden. Jedoch unterstrich Rizor auch, dass vieles im Moment noch auf Spekulationen basiert.

Professorin Lehmkuhl widersprach der Einschätzung, dass sich die Beziehungen zwischen den USA und Kanada fundamental ändern werden, da dieses Verhältnis über Jahrhunderte gewachsen ist und schon viele verschiedene Phasen erlebt hat. Sie argumentierte, dass sich für die kanadische Regierung, nach der Wahl, nun die Möglichkeit ergibt, sowohl sich in der NATO verstärkt zu engagieren als auch als Vermittler zwischen Europa und Asien zu agieren.

Lia Hiltz, Kanadische Botschaft in Berlin, mit einem Grußwort

Lia Hiltz, Botschaft von Kanada in Berlin, mit einem Grußwort

Sebastian Geßler vermutete in seinem Beitrag, dass Donald Trump seine Forderungen aus dem Wahlkampf nicht alle umsetzen wird, da die republikanische Partei in vielen Bereichen andere politische Positionen einnimmt als der “President-Elect”. Weiter wies er darauf hin, dass unter Trump als US-Präsident vermutlich das “Keystone XL Pipeline”-Projekt umgesetzt werden könnte, wovon die kanadische Öl-Industrie stark profitieren dürfte. Dies würde die die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Kanada und den USA noch einmal vertiefen.

Felix Drossard verwies in seinem Statement darauf, dass die Wahl von Donald Trump nicht nur massiven Einfluss auf die nordamerikanischen Beziehungen haben wird, sondern auch die gesamten transatlantischen Beziehungen wohl neu organisiert werden müssen. Er warf auch einen Blick auf die amerikanische Innenpolitik. Als Beispiel führte er an, dass Trump als eine der ersten Amtshandlungen einen neuen Richter am obersten amerikanischen Gerichtshof berufen darf.

Zum Diskussionsauftakt wollte Moderator Prof. Kraus wissen, ob der Fokus auf die transatlantischen Beziehungen nicht überbewertet ist und es viel mehr zu einer Verlagerung hin zu den transpazifischen Beziehungen kommen wird. Hier waren sich alle Panelisten nahezu einig, dass die politische Zusammenarbeit zwischen Nordamerika und Europa ein elementarer Bestandteil der internationalen Politik ist und auch bleiben wird.

Im Anschluss daran war auch das Publikum eingeladen, Fragen stellen, wovon es auch regen Gebrauch machte. So wurden die Auswirkungen auf NAFTA, TPP, TTIP und CETA mit Hinblick auf die US-Wahlen debattiert, erläutert, ob die negative Grundstimmung gegenüber Trump gerechtfertigt ist und welche spezifische Rolle Europa und vor allem Deutschland in den nächsten Jahren einnehmen muss.

22-11-2016 Nach über zwei Stunden Diskussion war klar, dass eher Veränderungen als Kontinuität in den nordamerikanischen und transatlantischen Beziehungen zu erwarten ist und die nächsten Jahre eine sehr spannende Zeit werden können.
Im Anschluss an die Veranstaltung wurde bei einem kleinen Imbiss angeregt weiter diskutiert.

Die Initiative junger Transatlantiker möchte sich sehr herzlich bei der Universität Augsburg und vor allem bei dem Kanada-Institut für die Mithilfe bei der Organisation bedanken. Außerdem gilt ein besonderer Dank der kanadischen Botschaft, die durch ihre finanzielle Unterstützung die Organisation erleichtert hat.