USA – Land unserer Träume (?)

Von Andreas Dörich

Seit jeher waren die Vereinigten Staaten von Amerika das Land der Träume der Deutschen. Stets waren sie Vorbild und Sehnsuchtsziel, ob durch amerikanische Literaturklassiker von Mark Twain bis John Steinbeck oder durch die deutschen Werke von Karl May, ob durch die Traumwelt Hollywoods oder durch die eigene Vorstellungskraft an ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten, ob in Frank Sinatras „New York, New York“ oder der von Udo Jürgens ausgedrückten Sehnsucht nach eben dieser Stadt, San Francisco und Hawaii. Der American Dream bewegt seit Generationen Deutsche und Europäer. Ein Weltbild hat sich gefestigt, ein Traumziel hat die Fantasie von uns allen angeregt.

Doch was ist davon noch übrig? Der Weltpolizist von heute ist nicht mehr der Befreier von 1945. Das Land der Freiheit ist vielschichtiger als die Filmkulissen Hollywoods, die uns träumen ließen. Medien vermitteln heute ein kritisches Bild von einem Land zwischen Finanzkrise, Gewalt, Ungleichheit und Umweltverschmutzung. NSA, Edward Snowden, TTIP und Chlorhühnchen füllen die Titelseiten anstelle von Elvis Presley und Mondlandung. Können und dürfen die heutigen Vereinigten Staaten überhaupt noch das Land unserer Träume sein?

Unverändert beeindruckt die Natur der Vereinigten Staaten von Amerika von Death Valley bis zu den Niagara Falls, vom Yellowstone National Park bis zu den Florida Keys Millionen Touristen – doch taugt diese Kulisse heute noch als Vorbild für unseren Alltag?

Deutschland und Europa stehen vor großen Herausforderungen im Spannungsfeld zwischen Globalisierung, demographischem Wandel, Finanzsystem, Einwanderungspolitik, innerem und weltweitem Frieden, dem Wunsch nach Individualität und Freiheit sowie der Digitalisierung. Glaubt man vielen Berichten in den Medien, so sind die Vereinigten Staaten von Amerika in keiner dieser Disziplinen mehr als Leitbild für die Gestaltung der eigenen Herausforderungen zu sehen. Doch werden dabei viele Aspekte übersehen.

Trotz aller Missstände sind die Vereinigten Staaten von Amerika nach wie vor eines der attraktivsten Einwanderungsländer der Welt – anders als in Deutschland sind viele Hürden der Integration und Akzeptanz längst überwunden, Tellerwäscher wie Millionäre werden gleichermaßen angelockt, ohne auf die jeweilige Rolle dauerhaft festgelegt zu sein oder durch überbordende Bürokratie einer Blue Card abgeschreckt zu werden.

Auch wenn es manchmal für den deutschen Durchschnittsbürger einen Schritt zu weit gehen mag, vertrauen die Vereinigten Staaten von Amerika mehr denn je dem Verstand des Individuums anstatt auf das Kollektiv zu setzen. In Zeiten, in denen mehr Gesetze und Verordnungen aus Brüssel als aus Berlin oder gar noch niederer Ebene unser Leben bestimmen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis Subsidiaritätsprinzip und der Wunsch nach Selbstbestimmung und Eigenverantwortung auch bei uns wieder die Oberhand gewinnen.

Eine Gesellschaft ist geprägt von Ideen, Visionen und Veränderungen, nur so entwickelt sie sich beständig weiter. Trotz aller Konkurrenz aus China oder Indien waren und sind die Vereinigten Staaten von Amerika die Ideenschmiede des 20. und 21. Jahrhunderts – die Freiheit des Geistes einzelner Personen verwirklichten Mondflug und Marsmissionen, Google und Facebook genauso wie Alltagsgegenstände vom Skateboard über das Fließband bis zum Fotokopierer. Deutsche Innovationen lösen viele Probleme und werden mit der weltweiten höchsten Anzahl an Patenten honoriert – doch wann werden sie die Welt wieder so verändern wie Coca-Cola und iPhone? Wann werden wir wieder so frei denken und so viel Unternehmergeist haben, wie unser Partner auf der anderen Seite des Atlantiks?

Wir teilen mit den Vereinigten Staaten von Amerika nach wie vor die Grundpfeiler von Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit, doch sie sind mehr – ein guter Freund, von dem wir noch vieles lernen können, von dem sich das Träumen nach wie vor lohnt – nicht nur als Urlaubsziel und Herkunft von Muscle Car und Superman!

Vereinigten Staaten von Amerika – Land unserer Träume!  

  • 03.01.2015
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