Welthandel im Zeichen des Wandels

Bereits vor Beginn des G20-Gipfels scharen sich nicht nur zahllose Demonstranten, Sicherheitskräfte und Journalisten in Hamburg, sondern insbesondere zahlreiche kluge Köpfe. Gelegenheit für uns, bei einer Veranstaltung der ZEIT an der Bucerius Law School einem Panel zur Zukunft des globalen Handels beizuwohnen.
Während eine immer engere Vernetzung des Welthandels durch politische Entwicklungen wie etwa in den Vereinigten Staaten zeitweilig gehemmt scheint, gingen die Teilnehmer des Panels über Global Trade bereits einen Schritt weiter – so machte Dennis J. Snower vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel deutlich, dass globale Wertschöpfungsketten durch die zunehmende Automatisierung der Industrie künftig kürzer ausfallen könnten

Vertreter der WTO, von HSBC, der Harvard Kennedy School und des Kieler Instituts für Weltwirtschaft im Gespräch


Dieser Ausblick ist es auch, der die Freude vieler Bewohner der Rust Belt States dämpfen sollte. Während Präsident Donald J. Trump darauf hinarbeitet, Wertschöpfung etwa mittels Kohlebergbau und Industrie in die Region zurückzubringen, mehren sich die Aussichten, dass Arbeitsplätze weiterhin rar gesät bleiben werden. Die Konsequenz dieser Problematik beschrieb Natalie Blyth, Global Head of Trade and Receivables bei HSBC, deutlich, indem sie die Frage in den Raum stellte, wer für die Weiterbildung und die Eingliederung in Arbeit derjenigen, die durch die Automatisierung ihre Arbeitsplätze verlieren werden, verantwortlich sei.
Menschenrechte und Welthandel?
Digitalisierung und Protektionismus stellen jedoch nicht die einzige Herausforderung für den Welthandel dar. Eine weitere zentrale Fragestellung des Panels war somit die Ausrichtung künftiger Handelsabkommen etwa hinsichtlich der Rechte der Arbeitnehmer. Anreiz für Outsourcing ist stets auch eine Verringerung der Produktionskosten – doch wer zahlt den Preis? Und lassen sich Handelsabkommen dahingehend verhandeln, dass sie die Substituierung westlicher Standards durch lokale, niedrige Schutznormen nicht länger erlauben?
Das hehre Ziel der Setzung von Standards, die über das Endprodukt hinausgehen und vielmehr den Herstellungsprozess in den Blick nehmen, ist ein Anliegen, dem etwa bei TTIP und CETA bereits entsprochen wurde. Aller Skepsis zum Trotz stellen die Abkommen eine Chance dar, den Welthandel neu und fairer auszugestalten. Denn auch wenn multilateralen Abkommen der Vorzug gegeben werden soll, sind es die bilateralen Vereinbarungen, die die Basis für Standards legen, die weltweit angenommen werden können. Aus diesem Grund seien sie laut WTO-Generalsekretär Roberto Azevêdo letztlich schlicht notwendig.
Aussichten
Die schwierige Lage des Welthandels stellt gleichzeitig auch eine Chance dar – etwa für Europa. Der Verhandlungserfolg um CETA und das brandaktuelle Handelsabkommen der Union mit Japan zeigen, dass engagierte Akteure weiterhin auf offene Türen stoßen, um den weltweiten Austausch von Waren und Dienstleistungen zu fördern und damit das Leben von Millionen von Menschen zu verbessern.
Wir danken der ZEIT für die Möglichkeit, an der Konferenz „The Dawning of a New World Order? – Germany’s G20 Presidency: Partnership in Times of Change“ teilzunehmen!
von Lukas Posch, Vorsitzender der Initiative junger Transatlantiker e.V.